Bakteriophagen, die „guten“ Viren, sind allgegenwärtig und tragen durch Spezialisierung auf ihre bakteriellen Wirte zur Aufrechterhaltung des mikrobiellen Gleichgewichts in der Natur bei. Nach ihrer Entdeckung durch F. Twort und F. H. d'Hérelle in den 1920er Jahren wurde die effiziente, hochspezifische und selbstlimitierende Wirkungsweise von lytischen Bakteriophagen gegen bakterielle Infektionen im Rahmen von Phagentherapien eingesetzt.
Mit der Entdeckung der Antibiotika traten die Bakteriophagen insbesondere in der westlichen Welt in den Hintergrund, da es einfacher ist, Antibiotika herzustellen, zuzulassen, zu lagern und zu verschreiben. Aufgrund der sich global verschärfenden Antibiotikaresistenz-Pandemie hat die Phagentherapie auch in Deutschland erneut an Aktualität gewonnen. Bakteriophagen sind jedoch nicht die neue Wunderwaffe gegen Infektionserkrankungen, insbesondere weil es beim Einsatz von Bakteriophagen an wissenschaftlichem Hintergrundwissen fehlt. Die Phagentherapie es ist eher eine experimentelle „Last-Resort-Therapie“ in einzelnen Patientenfällen als eine gut verstandene und steuerbare therapeutische Behandlungsoption.
Ein tieferes Verständnis von beispielsweise der Phagenstabilität, der Phagen-Bakterien-Ko-Evolution in unterschiedlichen Umgebungsbedingungen, der humanen Immunantwort, der Pharmakokinetik und Pharmakodynamik, der Mikrobiomauswirkungen und der Interaktion und möglicher Synergie mit weiteren Therapeutika ist für die einzelnen heterogenen Bakteriophagen erforderlich. Hinzu kommt, dass es trotz großer Anstrengungen in den letzten zehn Jahren weltweit noch niemandem gelungen ist, einen Bakteriophagen als Arzneimittel zuzulassen, unter anderem weil die Kosten für die Zulassung dieses biologischen Produkts immens sind für ein potenzielles Medikament, das aufgrund seiner hohen Spezifität möglicherweise nur einer Handvoll Menschen helfen kann und meist schwer über einen langen Zeitraum stabil zu lagern ist.
Referentin des online-Vortrages ist Dr. med. Silvia Würstle, Klinik der Inneren Medizin (Schwerpunkt Infektiologie) an der Goethe Universität Frankfurt.
DPhG-Vortragsprogramm im Wintersemester 2023/24
Die Landesapothekerkammer Thüringen arbeitet seit vielen Jahren mit der Landesgruppe der DPhG und dem Institut für Pharmazie in Jena zusammen. Die Reihe der „DPhG-Vorträge“ während der Vorlesungszeit in Jena wird auch im Wintersemester 2023/24 fortgesetzt. Wir dürfen Sie zu folgenden Themen und Terminen einladen:
- Pharmazeutische Betreuung bei oraler Turmortherapie Professor Ulrich Jaehde
am Dienstag, den 21. November um 19:30 Uhr - online - - Klinische Anwendung von Bakteriophagen Dr. Silvia Würstle
am Dienstag, den 12. Dezember um 19:30 Uhr - online - - Neue Arzneistoffe 2023 Dr. Mario Wurglics
am Dienstag, den 30. Januar um 18:30 Uhr - in Jena -
Eine Anmeldung zur Veranstaltung ist bis 12:00 Uhr am Veranstaltungstag möglich, später eingehende Voranmeldungen können nicht mehr garantiert berücksichtigt werden. Wie gehts nach Ihrer Anmeldung weiter? Bis 12:30 Uhr erhalten Sie am Tag der Veranstaltung eine Einladungsmail von der Veranstaltungsplattform edudip.com. Die Absenderadresse lautet: noreply@service.edudip.com. Diese E-Mail wird manchmal von übereifrigen Spam- oder Junk-Filter aussortiert. Sollten Sie nach 12:30 Uhr noch keine E-Mail mit den Einwahldaten erhalten haben, prüfen Sie bitte die entsprechenden Ordner in Ihrem E-Mail-Postfach. Um das Problem dauerhaft auszuschließen, definieren Sie noreply@service.edudip.com bitte als sicheren E-Mail-Absender.