BfR Stellungnahme zu sojahaltigen Lebens- und Nahrungsergänzungsmitteln
30.06.2023 - Information & Internet, Apothekenwesen
Immer mehr Menschen ernähren sich überwiegend pflanzenbasiert. Bei ihrer Ernährung setzen sie zum Teil auf Fleisch- oder Milch-Ersatzprodukte auf Sojabasis, die vor allem aufgrund ihres hohen Eiweiß- und Fettgehalts beliebt sind. Daneben werden in Deutschland zum Beispiel auch Nahrungsergänzungsmittel mit isolierten oder angereicherten Sojabestandteilen angeboten.
Keine bestätigten gesundheitsbezogene Angaben („Health Claims“)
In Deutschland werden einige Nahrungsergänzungsmittel, teilweise auch Lebensmittel für besondere medizinische Zwecke, mit isolierten bzw. angereicherten Isoflavonen zur Linderung der Symptome bei Frauen mit Wechseljahresbeschwerden ausgelobt. Bei der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) angezeigte, beanspruchte gesundheitsbezogene Angaben („Health Claims“) für Isoflavone wurden bisher abgelehnt.
Mögliche gesundheitliche Risiken sieht das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) vor allem für Menschen mit akuten oder in der Vergangenheit diagnostizierten östrogen-abhängigen Erkrankungen der Brustdrüse oder der Gebärmutter. Notwendige Langzeitstudien, die die Sicherheit von isoflavonhaltigen Präparaten belegen, liegen bisher nicht vor. Ob die deutlich geringeren Konzentrationen von Isoflavonen und anderen hormonähnlichen Stoffen in sojabasierten Lebensmitteln die Gesundheit beeinträchtigen, ist bisher nicht ausreichend geklärt.
Es fehlen vor allem quantitative Daten
Bei der Beurteilung möglicher gesundheitlicher Risiken im Zusammenhang mit dem Verzehr von sojahaltigen Lebensmitteln spielen hormonelle Wirkungen durch die in Soja enthaltenen Phytoöstrogene, aber auch immunologische Reaktionen auf das Soja-Eiweiß sowie toxikologisch relevante Effekte durch Kontaminanten und antinutritive Substanzen eine Rolle. Zur Ermittlung eines quantitativen Risikos sind neben toxikologischen Daten auch Daten zur Abschätzung der Exposition nötig. Insgesamt existieren jedoch verschiedene Datenlücken, vor allem zu tatsächlichen Verzehrsmengen von Sojaprodukten. Dies gilt insbesondere für Bevölkerungsgruppen, die sich verstärkt pflanzenbasiert ernähren. Eine umfassende Bewertung ist daher aus Sicht des BfR deshalb zurzeit nicht möglich.