Die LAKT lehnt „Gesundheitskioske“ in Thüringen ab
02.08.2023 - Information & Internet, externe Gremien, Apothekenwesen, interne Gremien
Der Landesverband Thüringen der Partei Die Linke hat die Landesapothekerkammer Thüringen u.a. angeschrieben und einen Fragenkatalog zu gesandt. Auf Grundlage dieser Fragen und der eingehenden Antworten will die Partei ihr Wahlprogramm für die Landtagswahl im kommenden Jahr erstellen. Unter anderem ging es dabei um die Fragen: „Worin sehen Sie Chancen und Möglichkeiten für die Sicherung einer gleichwertigen Gesundheitsversorgung in Stadt und Land in Thüringen? Wie bewerten Sie dabei Konzepte wie beispielsweise den Gesundheitskiosk?“
Gesundheitsversorgung vor Ort braucht intakte Infrastruktur
Aus Sicht der LAKT ist die flächendeckende wohnortnahe Vor-Ort-Versorgung ein hohes Gut, das es zu bewahren gilt. Die Aufgabe des Landes Thüringen besteht aus unserer Sicht darin, die dafür notwendige Infrastruktur zu schaffen und zu erhalten, d.h. die Voraussetzungen für lebenswertes Leben im ländlichen Bereich zu garantieren. Dazu gehören beispielhaft eine verlässliche und regelmäßige Anbindung mit dem öffentlichen Nahverkehr und an die digitalen Netze. Letztlich ist alles, was dazu führt, dass Menschen auf dem Land leben wollen und können, ein Schritt hin zur Sicherung einer gleichwertigen Gesundheitsversorgung in Stadt und Land. Hier tragen auch die Kommunen eine große Verantwortung und brauchen Unterstützung.
Durch „Gesundheitskioske“ werden neue Strukturen geschaffen. Diese müssen in die bestehenden Systeme eingebunden werden. Das bedeutet, es sind Schnittstellen zu definieren und Kompetenz-bereiche klar voneinander zu trennen. Unklare Verantwortlichkeiten führen zwangsläufig zu „Reibungsverlusten“ bzw. Parallelstrukturen.
Der Unterschied zwischen „gut gemeint“ und „gut gemacht“
Ein Beispiel aus der Praxis der Arzneimittelversorgung ist die Notfalldose, die über das Projekt AGATHE verteilt wird. In dieser Dose ist ein Medikationsplan enthalten, der keine Anbindung an die pharmazeutische Dienstleistung der Medikationsanalyse in den Apotheken hat und auch den Vorgaben des bundeseinheitlichen Medikationsplans nicht entspricht. Apotheken erstellen die Medikationspläne und prüfen die Medikation auf Sinnhaftigkeit und Verträglichkeit („Risiken und Nebenwirkungen“). Diese Kompetenz wird in AGATHE nicht genutzt, vielmehr ist eine Parallelstruktur geschaffen worden, die diese Prüfkompetenz nicht hat. Die regelmäßige Aktualisierung der Medikationspläne ist nicht sichergestellt, d.h. die Qualität der Leistung ist nicht kontinuierlich gewährleistet. Hier würde helfen, wenn das Projekt AGATHE in dieser Hinsicht mit Apotheken zusammenarbeitet, also den betreuten Personen eine Medikationsanalyse in einer Apotheke ermöglicht. Gern ist die LAKT dabei zu Gesprächen bereit.
„Gesundheitskioske“ mit unklarer Aufgabe schwächen Spezialistinnen vor Ort
Es stellen sich außerdem die folgenden fachübergreifenden Fragen. Welche Aufgaben soll ein „Gesundheitskiosk“ übernehmen? Wer hat diese Aufgabe bis dahin erfüllt (ärztliche, pflegerische oder pharmazeutische Leistungserbringerinnen oder Kostenträger, die Unabhängige Patientenberatung Deutschland (UPD) oder soziale Einrichtungen) oder warum wurde diese Aufgabe bisher nicht erfüllt?
Wenn es sich tatsächlich um neue Aufgaben handelt, stellt sich die Frage, warum die bestehenden Strukturen, diese Aufgaben nicht übernehmen können. Welche Vorteile ergeben sich, durch die neue Struktur? Welche Qualifikationen haben Mitarbeitende in „Gesundheitskiosken“, wie werden sie qualifiziert und wie wird gesichert, dass die Qualität der Leistungen auf hohem Niveau erhalten bleibt? Fachpersonal aus anderen Versorgungsbereichen abzuziehen, wird kein Problem lösen, sondern andere Versorgungsengpässe schaffen.
Fazit: Aus Sicht der LAKT sollen „Gesundheitskioske“ Aufgaben übernehmen, die andere Beteiligte bereits erfüllen oder wahrnehmen können, ohne dass neue Organisationsstrukturen und Schnittstellen geschaffen werden müssten, die Fachkräfte in anderen Bereichen abziehen. Die LAKT lehnt daher das Konzept „Gesundheitskiosk“ ab.