Wirkstoff-Recycling Made in Erlangen
08.05.2024 - Information & Internet, externe Gremien, Ausbildung
Der Bayerische Rundfunk hat in einem Beitrag die Arzneimittel-Lieferengpässe einmal von einer anderen Seite thematisiert. In dem sehenswerten Spot wird die Verbindung zum Umgang mit verfallenen Arzneimitteln geschlagen. Und dabei sozusagen, ein neuer Entsorgungsweg vorgestellt. In Erlangen werden Altarzneimittel nämlich zentral gesammelt, jedoch nicht um entsorgt zu werden, sondern für ein Wirkstoff-Recycling“. In dieser Hinsicht ist der Beitrag vielleicht ein bisschen optimistisch, wenn er von einem möglichen Zukunftsweg zur Vermeidung von Arzneimittellieferengpässen spricht, aber insgesamt wird das Thema Umgang mit Altarzneimitteln von der Vermeidung über die „richtige“ Entsorgung bis hin zu den Herausforderungen in der Abwasseraufbereitung sehr gut nachvollziehbar aufgearbeitet – ohne den „erhobenen Zeigefinger“.
Wirkstoffe werden wiedergewonnen ...
Wirklich spannend ist das Projekt der Universität Erlangen zur Wiedergewinnung von Arzneistoffen aus abgelaufenen Arzneimitteln. Anders als im Beitrag suggeriert, geht es hier nicht um eine Aufbereitung der Arzneistoffe für eine Wiederverwendung als Arzneimittel. Vielmehr ist die Rückgewinnung von Forschungschemikalien aus Altarzneimittel das eigentliche Ziel einer von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) geförderten Forschungsinitiative.
... und im Studium wiederverwendet
Dazu heißt es auf der Internetseite der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Markus Heinrich vom Bereich Pharmazeutische Chemie der FAU Erlangen-Nürnberg: „Altarzneimittel dürfen nicht wieder als Arzneimittel für Mensch oder Tier in Umlauf kommen. Die zurückgewonnenen Chemikalien können jedoch für die Forschung oder die Ausbildung an Universitäten und Fachschulen eingesetzt werden. Beispielsweise werden bekannte Wirkstoffe im pharmazeutischen Bereich vielfach zur Entwicklung neuer Wirkstoffkandidaten genutzt oder Studierende der Pharmazie verwenden die Wirkstoffe in ihren Praktika, um sich mit modernen analytischen Methoden vertraut zu machen. Für diese und weitere Anwendungsbereiche können die aus Altarzneimittel zurückgewonnenen Forschungschemikalien eine sinnvolle und kostengünstige Alternative darstellen.“
Also auch wenn die Wiederverwendung von Altarzneimitteln als Arzneimittel nicht in naher Zukunft Wirklichkeit werden kann - so ist doch in jedem Fall eine gute Idee, mit der man Altarzneimittel einer sinnvollen Zweitnutzung zuführen kann.