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Expertengespräch zu Lieferengpässen im Bundestag
01.02.2023 - Presse

Bei einem Fachgespräch im Gesundheitsausschuss des Bundestags zu Lieferengpässen bei Arzneimitteln, hatten ABDA, Kassen, Großhandel und Pharmaverbände die Gelegenheit, ihre Sicht auf die Probleme darzulegen und Lösungsideen aufzuzeigen.

Laut den Parlamentsnachrichten des Deutschen Bundestages erklärte Sebastian Schütze vom Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie (BPI), dass mittelständischen Firmen, die in Deutschland produzieren, angesichts der schwierigen Rahmenbedingungen die Luft ausgehe, weil Arzneimittel teils nicht wirtschaftlich hergestellt werden könnten. Manche Mittel brächten den Firmen sehr wenig Geld, selbst mit lebenswichtigen Medikamenten machten Hersteller bisweilen kaum Gewinn. Das könne so nicht funktionieren. Es müsse etwas getan werden, sonst könnten weitere wichtige Arzneimittel wegfallen. Es sollte über die Aussetzung von Preismoratorien und Preisabschlägen gesprochen werden. Schütze schlug außerdem eine verpflichtende Mehrfachausschreibung mit mindestens drei Zuschlägen vor, um auf Dauer eine gewisse Anbietervielfalt zu gewährleisten. Ein Anbieter müsse eine verpflichtende Produktion in Deutschland oder Europa haben.

Thomas Porstner vom Bundesverband des Pharmazeutischen Großhandels (Phagro) sagte, der Großhandel leide erheblich unter den Lieferengpässen und habe ein hohes Interesse daran, Apotheken bedarfsgerecht zu versorgen. Es werde ein aufwendiges Lager- und Liefermanagement betrieben, um eine möglichst flächendeckende und faire Verteilung von Mindermengen zu ermöglichen. Der Großhandel habe einen gesetzlichen Sicherstellungsauftrag, es würden keine Arzneimittel gehortet. Die Ware werde insbesondere bei Lieferengpässen sofort in den Markt gegeben. Allerdings werde der enorm gestiegene Aufwand für die Beschaffung sowie das Lager- und Liefermanagement nicht vergütet.

Gabriele Overwiening von der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) sprach mit Blick auf die Lieferengpässe von einem belasteten Vertrauen der Bevölkerung in das Gesundheitswesen. Auch die Apotheker empfänden jede Form von Engpass als Beeinträchtigung, Störung und Belastung. Die Apotheken täten alles, um die Menschen nach den Therapievorgaben mit Arzneimitteln zu versorgen. Das sei bei Lieferengpässen sehr mühsam. Sie forderte einen Ausgleich für Apotheken angesichts des zusätzlich notwendigen Zeitaufwands zur Bewältigung der Engpässe.

Weiterhin wehrte sich die ABDA-Präsidentin gegen den jüngst von den Krankenkassen ins Spiel gebrachten Vorschlag, das Warenlager jeder einzelnen Apotheken durchleuchten zu können, um dadurch angeblich Lieferengpässe von Arzneimitteln zu bekämpfen. "Eine gläserne Apotheke beseitigt keinen einzigen Lieferengpass, sondern sorgt nur für Ängste und Befürchtungen bei Patientinnen und Patienten, dass auch ihre persönlichen Daten für Marketing- oder Versicherungszwecke ausgewertet und letztlich missbraucht werden können. In den Städten und Gemeinden sind die Apotheken und Arztpraxen vor Ort schon in kollegialem Kontakt, damit ausgestellte Rezepte mit Lieferproblemen dennoch zuverlässig beliefert werden können“, erklärt die Apothekerin Gabriele Regina Overwiening im Newsroom der ABDA. "Die Krankenkassen sollten statt die Lösung der Lieferengpässe in gläsernen Apotheken, in einer einzig ausschlaggebenden BfArM-Liste und in einer Zuweisung der Patientinnen bzw. Patienten sowie Rezepte durch Praxen zu sehen, besser bei den von ihnen geschlossenen Rabattverträgen mehr Transparenz und Versorgungsstabilität schaffen. Bessere Rabattverträge mit mehreren Wirkstoffherstellern, größerer Flexibilität und längerer Bevorratung könnten die Situation maßgeblich entschärfen und grundlegend verbessern. Für eine patientengerechte Arzneimittelversorgung brauchen wir robuste Rabattverträge statt gläserner Apotheken!“.