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Apotheken-Schließungswelle in Thüringen bedroht „ST_DT und L_ND“
30.10.2023 - Apothekenwesen, Information & Internet, externe Gremien, Presse

In immer mehr Thüringer Ortschaften und Stadtteilen verschwindet das vertraute rote Apotheken-A. Die Entwicklung der letzten Jahre hat sich 2023 noch einmal dramatisch beschleunigt, schon jetzt sind es 11 Apotheken, die für eine sichere und flächendeckende Arzneimittelversorgung im Freistaat verlorengegangen sind. Und weitere Schließungen sind angekündigt. „Ohne das rote A geht »Stadt und Land« oder auch der »Nachbarschaft« etwas Entscheidendes verloren und es wird etwas daraus, was man nicht aussprechen kann, sich vor allem aber nicht vorstellen will – »N_CHB_RSCH_FT«.“ Mit deutlichen Worten ruft die Landesapothekerkammer Thüringen die politisch Verantwortlichen im Freistaat dazu auf, den Trend endlich zu stoppen und die wohnortnahe Arzneimittelversorgung zu stabilisieren. „Handeln Sie und setzen Sie sich für eine Stärkung der Pharmazie an der Universität Jena sowie die nachhaltige Finanzierung des Gesundheitssystems ein“, erklärt Danny Neidel, Geschäftsführer der Landesapothekerkammer Thüringen.

Mehr als 80 Apotheken sind in Thüringen verlorengegangen

In Thüringen hat sich der Rückgang der Apothekenzahl seit der Honorarkürzung im Februar noch einmal beschleunigt. In diesem Jahre wird die Zahl der Apotheken vor Ort im Freistaat im 13. Jahr in Folge sinken. Schon heute steht fest, dass es dieses Jahr zur bisher größten Schließungswelle in der Geschichte des Thüringer Apothekenwesens kommen wird. „Seit Jahresbeginn ist die Zahl der Betriebsstätten in Thüringen bereits von 507 auf 496 gefallen. Weitere Apothekenschließungen sind für die nächsten Monate bereits angekündigt worden“, informiert Danny Neidel, Geschäftsführer der Landesapothekerkammer Thüringen. Zum Vergleich: Im Jahr 2010 gab es in Thüringen noch 583 Apotheken.

Ein spürbarer Verlust von Lebensqualität

Da der Anteil der älteren Bevölkerung (älter als 65 Jahre) in der Zwischenzeit deutlich gewachsen ist und immer weiter ansteigt, wirken sich die Schließungen der Apotheken auf diese Altersgruppe sehr viel stärker aus. Für immer mehr Thüringerinnen und Thüringer, die aller Wahrscheinlichkeit nach regelmäßig und dauerhaft auf eine gute und sichere Arzneimittelversorgung angewiesen sind, stehen immer weniger Apotheken zur Verfügung, die diese Aufgabe übernehmen können. „Das heißt, für jede einzelne Patientin und jeden einzelnen Patienten steht immer weniger Zeit zur Verfügung. Weniger Zeit für Beratung und Information. Weniger Zeit für das Gespräch zu den im Alter immer wichtiger werdenden Fragen zur eigenen Gesundheit. Weniger Zeit für den Menschen und damit weniger Nähe. Ein spürbarer Verlust von Lebensqualität.“, so Neidel.

Selbstständigkeit braucht Vertrauen in die Gesundheitspolitik

Die Lage in vielen Apotheken ist ernster als je zuvor: Nach Angaben der Treuhandgesellschaft Hannover ist bereits ein Drittel der noch bestehenden Apotheken in ihrer Existenz gefährdet. Vor diesem Hintergrund ist die Suche nach einer Nachfolgerin oder einem Nachfolger oft sehr schwierig, von denen es ohnehin zu wenige gibt. „Gerade die kurzfristige Kürzung des Apothekenhonorars zum Stopfen der Löcher in den GKV-Haushalten hat vor Augen geführt, welches finanzielle Risiko man eingeht, wenn man den Schritt in die Selbstständigkeit wagt“, nennt der Kammergeschäftsführer das Dilemma beim Namen. „Legt man dann noch die Pläne des Bundesgesundheitsministers zu den Scheinapotheken daneben, wird klar, warum die Zahl der Apotheken auf dem Land immer kleiner wird. Das muss anders werden.“ Es geht um die Sicherheit und das Vertrauen in eine verlässliche Politik, welche die selbstständige Apotheke als unverzichtbaren Teil der lokalen Infrastruktur und der wohnortnahe Gesundheitsversorgung stabilisieren.